Ergebnisse des Finales des 31. Internationalen Clara-Haskil-Klavierwettbewerbs

Liebes Publikum, geschätzte Partnerinnen und Partner, sehr geehrte Medienvertreterinnen und -vertreter,
Die Finalrunde des 31. Internationalen Clara-Haskil-Klavierwettbewerbs fand am 5. September um 19:30 Uhr im Théâtre Le Reflet in Vevey statt. Bei dieser Gelegenheit präsentierten drei junge Pianistinnen und Pianisten, die aus 133 internationalen Bewerbungen ausgewählt worden waren, ihr Konzertprogramm:
Simon Haje – Beethoven: Klavierkonzert Nr. 4 in G-Dur, op. 58
Paul Lecocq – Beethoven: Klavierkonzert Nr. 3 in c-Moll, op. 37
Seungho Chung – Chopin: Klavierkonzert Nr. 2 in f-Moll, op. 21
Sie wurden vom Festivalorchester Zermatt unter der Leitung von Gábor Takács-Nagy begleitet.
Die internationale Jury unter dem Vorsitz von Finghin Collins (Irland, Preisträger des Clara-Haskil-Preises 1999) und bestehend aus Silke Avenhaus, Hyoung Joon Chang, Marc Coppey, Nino Gvetadze, Piers Lane und Kathryn Stott, hat beschlossen, den Clara-Haskil-Preis zu verleihen an:
Paul Lecocq
Der Preisträger oder die Preisträgerin des Clara-Haskil-Preises erhält CHF 25’000.– und kommt in den Genuss einer Reihe von Konzerten. Die weiteren Finalist*innen erhalten jeweils CHF 5’000.–.
Simon Haje, ein 20-jähriger deutscher Pianist, begann im Alter von sechs Jahren mit dem Klavierspiel und wurde Frühstudent an der Universität der Künste Berlin. Er ist Preisträger zahlreicher internationaler Wettbewerbe (München, Düsseldorf, Enschede, Aarhus, Orbetello…) und trat sowohl solistisch als auch mit renommierten Orchestern auf, darunter das Konzerthausorchester Berlin unter der Leitung von Christoph Eschenbach. Als Stipendiat renommierter Stiftungen setzt er sein Bachelorstudium an der Hochschule für Musik und Tanz Köln fort.
Paul Lecocq studiert derzeit am Conservatoire National Supérieur de Musique et de Danse de Paris bei Claire Désert und Romano Pallottini, nachdem er zuvor am Conservatoire à Rayonnement Régional de Saint-Maur und bei Bernard d’Ascoli ausgebildet wurde. Er ist Preisträger internationaler Wettbewerbe (Pierre Barbizet, Piano Campus, Euregio, Virtuoses du Cœur), Finalist beim Samson-François-Wettbewerb und Halbfinalist beim Long-Thibaud-Wettbewerb. Er trat auf bedeutenden Festivals und mit verschiedenen Orchestern in Frankreich und im Ausland auf.
Seungho Chung, 2010 in Südkorea geboren, begann im Alter von acht Jahren mit dem Klavierspiel. Er besucht die Yewon Art School und wird von Julius-Jeongwon Kim unterrichtet. Als junger Wunderknabe gewann er den 1. Preis beim Chopin-Wettbewerb Korea (2022), beim Liszt-Wettbewerb (2021) sowie beim Ewha-Kyunghyang-Wettbewerb. 2024 gewann er den 7. Internationalen Ishikawa-Wettbewerb in Japan sowie den Grand Prix Asia Tschaikowsky. Als Solist mit Orchester aufgetreten und mit einem Förderpreis beim Ettlinger Wettbewerb ausgezeichnet, spielt er weiterhin Konzerte und Rezitale in den grossen Konzertsälen Südkoreas.

Modern-Times-Preis
Als Hommage an die Freundschaft zwischen Clara Haskil und Charlie Chaplin ist der Modern-Times-Preis mit CHF 3’000 dotiert und wird für die beste Interpretation des Pflichtstücks vergeben. Der Preis wird vom offiziellen Juryteam des Wettbewerbs – bestehend aus anerkannten Musiker*innen und Pädagog*innen – anlässlich des Finales am 5. September 2025 verliehen.
Die Gewinnerin des Modern Times Preises ist die Halbfinalistin Yeonsoo Dofür ihre Interpretation von „Le Monde des Adultes“ des Komponisten Sam Perkin.
Zum ersten Mal in der Geschichte des Clara-Haskil-Wettbewerbs wurde die Gewinnerin des Modern Times Preises eingeladen, das Werk des französisch-irischen Komponisten – das sie bereits in der Vorrunde gespielt hatte – live auf der Bühne zu präsentieren. Dieser besondere musikalische Moment bot dem Publikum die Gelegenheit, Sam Perkins Komposition im Konzert zu erleben und unterstrich zugleich die Bedeutung der zeitgenössischen Musik im Rahmen des Wettbewerbs.
Die Pianistin Yeonsoo Do, geboren in Seoul, begann ihre Ausbildung an der Akademie für junge Talente und setzte ihr Studium erfolgreich an den renommiertesten Musikhochschulen Südkoreas fort. Als Preisträgerin mehrerer bedeutender Wettbewerbe trat sie bereits als Solistin mit namhaften Orchestern auf und nahm an zahlreichen Konzerten und Festivals in Südkorea teil. Mit grosser Leidenschaft für Kammermusik ist sie mit ihrem Klaviertrio u. a. beim Shanghai Music Festival aufgetreten. Weitere Auftritte führten sie zum Amalfi Music Festival in Italien und zum Aspen Music Festival in den USA, wo sie den Aspen Concerto Competition gewann. Ausgezeichnet mit dem „Young Virtuosos 2023“ und als Yamaha Rising Artist ausgewählt, setzt sie ihre Ausbildung an der Seoul National University bei Prof. Hee Sung Joo fort.
Der Modern-Times-Preis des Clara-Haskil-Wettbewerbs ehrt die Tradition, zeitgenössische Werke in das Repertoire zu integrieren – ganz im Sinne Clara Haskils, die auch Werke ihrer Zeitgenossen spielte.
Seit 2013 wird zu jeder Ausgabe ein kurzes Werk bei einem Komponisten in Auftrag gegeben, das im Viertelfinale uraufgeführt wird.
2025 wurde das Werk Sam Perkin anvertraut, einem französisch-irischen Komponisten. Sein Stück wurde von allen 25 ausgewählten Pianist*innen uraufgeführt.
Sam Perkin, Absolvent der CIT Cork School of Music und des Konservatoriums in Lyon, bewegt sich zwischen klassischer und experimenteller Musik und arbeitet mit renommierten Ensembles und internationalen Festivals. Seine Werke zeichnen sich durch Überraschung und Staunen aus. 2017 erhielt er das „Next Generation“-Stipendium des Irish Arts Council.
Erstmals seit Einführung des Preises war der Komponist des Pflichtstücks, Sam Perkin, während des gesamten Wettbewerbs anwesend. In einem aussergewöhnlichen Schritt wurde er von der Jury auch zu Beratungen hinzugezogen.
Zum Werk „Le Monde des Adultes“ – gewidmet Maurice Ravel
Diese traumartige Reise erzählt von einem Kind, das auf einem weiten, geheimnisvollen Ozean dahintreibt. Am Horizont erklingen Glockenschläge – die Glocken der Erwachsenenwelt, dann die Glocken der Zeit, schliesslich die Glocken des Schmerzes. Doch trotz all dieser Kräfte ist es die unermesslich stärkere kindliche Unschuld – mit ihrem angeborenen Vertrauen, ihrer Spontaneität und Intuition –, die sich am Ende durchsetzt und in unseren Herzen weiterlebt. Für immer.

Das pädagogische Projekt: La Jeune Critique
Seit 2011 führt der Wettbewerb in Zusammenarbeit mit dem musikwissenschaftlichen Departement der Universität Genf ein innovatives pädagogisches Projekt durch. Zum achten Mal werden sieben Studierende während des gesamten Wettbewerbs in Vevey anwesend sein. Dieses Projekt, genannt „La Jeune Critique“, ermöglicht es ihnen, hinter die Kulissen des Wettbewerbs zu blicken, ihre kritischen Fähigkeiten zu schärfen, den Coup-de-Cœur-Preis zu vergeben, Gespräche mit Publikum, Jury und Kandidat*innen zu moderieren, Kritiken zu verfassen und tägliche Radiosendungen in Zusammenarbeit mit Musique Matin von RTS, moderiert von Sydney Fierro, zu gestalten.
Dieses Jahr wird Prof. Christoph Riedo, Professor der Musikwissenschaft an der UNIGE, von Laure Spaltenstein, Lehrbeauftragte, bei der Vorbereitung der sieben Studierenden unterstützt. Diese begann im Januar 2025 und läuft über das ganze Semester. Das Projekt bietet den Studierenden eine bereichernde Erfahrung, die den Einstieg ins Berufsleben in Bereichen wie Produktion, Verlag, Vermittlung, Journalismus oder Kulturmanagement erleichtert.

Orchesterpreis
Im Anschluss an das Finale sind alle Orchestermusikerinnen und -musiker eingeladen, über die Vergabe des Orchesterpreises abzustimmen.
Dieser Preis, der 2025 zum ersten Mal verliehen wurde, beinhaltet eine Einladung, bei einer kommenden Ausgabe des Zermatt Music Festival im Rahmen der Kammermusikkonzerte der Festivalakademie aufzutreten.
Zusätzlich werden Spezialpreise vergeben: Publikumspreis, Modern-Times-Preis (beste Interpretation des Auftragswerks), Coup-de-Cœur-Preis (vergeben von Studierenden der Musikwissenschaft der Universität Genf) und Children’s-Corner-Preis (Jury aus Kindern des Konservatoriums Vevey).
Diese Sonderpreise ergänzen das Preisträgerverzeichnis wie folgt :
- Der Publikumspreis geht an Paul Lecocq
- Der Coup-de-Cœur-Preis geht an Halbfinalistin Anna Avramidou
- Der Children’s-Corner-Preis geht an Seungho Chung
- Der Orchesterpreis geht an Simon Haje
Alle Wettbewerbsrunden waren öffentlich zugänglich und waren live auf www.clara-haskil.ch zu sehen